Nach dem Motto „Dem Rennsteig die Treue“ zögerte ich keine Sekunde und nahm den Aufruf des Rennsteiglaufvereins wahr. Die bereits 15000 gemeldeten Teilnehmer hatten die Möglichkeit in ihrer Heimatregion die von ihnen gewählte oder auch eine andere Distanz unter Einhalten der regionalen Vorgaben zu absolvieren.
( © Ingrid Schuler, SVB)
Am 24.05.2020 war es dann soweit, ich hatte alle Vorbereitungen abgeschlossen, die vielen Kilometer im Training, den Rahmen, die Begleitung, die Auswahl der Strecke, die Verpflegung und Verpflegungsstationen.
So startete ich frühmorgens mit Startnummer um 5:58 bei sonnigen 8°C. Der Weg führte zuerst über Warthausen ins Risstal und dort grob Richtung Erbach, vorbei an Untersulmetingen. Dort war – wie bestellt - pünktlich Yvonne da und brachte mir erst mal den von mir akribisch ausgetüffteltem trinkfertigen Porridge ( beim Rennsteig ganz simple nur SCHLEIM genannt) mit. Vorbei am Schloss Erbach ging‘s weiter Richtung Ulm/Kuhberg. Emanuel kam mir 3 km entgegen, so dass wir uns bei km 40 trafen. Dass man quasi nach einem Marathon noch...
(...)so fit und frisch aussehen kann fand er schon erstaunlich (das sollte sich aber sehr schnell ändern ) Bei der etwas längeren Pause, für die ich als Überraschung einen Erdbeerkuchen für meine Familie in die Kühltasche gepackt hatte, stärkte ich mich mit Brot, Obst und Gemüse, immer mit reichlich Salz. Jetzt wurde rückwärts gezählt, aber das Anlaufen erwies sich als recht erschwerlich, und mein linkes Knie machte mir echt Sorgen. Am Morgen sind wir öfters durch hohes nasses Gras gekommen und meine Schuhe wurden so richtig nass. Der rechte Schuh fing darauf an auf Asphalt bei jedem Schritt zu quietschen, worauf ich unbewusst das linke Bein mehr belastete. Jetzt hieß es durchhalten. So allmählich kam auch noch immer stärker aufkommender Gegenwind dazu, der Wetterbericht hatte also recht behalten. Mit viel Trinkpausen mit kleinen Stärkungen gings auf einer etwas anderen Tour über Laupheim nach Schemmerberg. Ein letztes Mal eine Pause bei Yvonne und dann warens nur noch 9km. Der Weg führte über Schemmerhofen und Alberweiler nach Assmannshardt wo ich am Ostausgang dann die geforderte Distanz von 73.9km um 800m sogar noch übertraf.
GESCHAFFT: Rennsteigathome
Was war so alles im Gepäck: Wasser Cola, Mineralgetränk, Brühe, Schleim, Zopfbrot ( mit und ohne Nutella) Salamibrot, Zitrone, Gurke, Apfel, Banane, Schokoriegel, Energieriegel, Gel.
Die Strecke nach Ulm und zurück war eigentlich die erste Idee und wurde auch nicht mehr verworfen, nur optimiert. Emanuels neuer Wohnsitz war dann quasi ein bisschen mehr als Halbzeit. Dort sollte er mit allerlei Getränken und Speisen auf mich warten und den Proviant für meine ständige Radbegleitung Edwin erneuern.
Unterwegs hatte ich 2 Punkte ausgewählt, die Yvonne mit ihrer Vespa gut erreichte und mich mit Getränken und auch Lebensmittels versorgen sollte. Vor allem auf dem Rückweg konnte ich nochmals den Wunsch einer frisch zubereiteten Kraftbrühe äußern. Mit im Gepäck hatte sie auch Waschlappen und Wasser, damit ich mich zwischendurch frisch machen konnte.
Fazit: Ein Lauf ohne Wettkampfhintergrund, ohne Spannung am Start, ohne Läufer unterwegs, selbst um die nötige Kraft und Energie in Form von Essen und Trinken zu kümmern, ist schon ne harte Nuss, die man zu knacken hat. Fehlende Dinge wie Ablenkung, Adrenalin, Stimmung, Zuschauer, Wald und Feldwege machen 74 km schon zu einer zähen Herausforderung, aber ein Rennsteigläufer ist eben ein treuer Läufer.
Zum Glück machte das Wetter mit , ganz zur Freude von meinem Team, die Startzeit um 6 Uhr war goldrichtig, ideale Bedingung, noch windstill, nicht zu warm und nicht zu kalt, später ein wenig bewölkt, immer mehr Wind, aber Dank der vielen Bäume und Büsche an Westernach Rottum, und Riss entlang doch etwas entspannt.
Zuhause wartete ( Danke Yvonne) erst ein Bad auf mich, dann Beine hoch und die geforderten Daten ans Rennsteigteam schicken: Daten der Uhr mit km und Laufzeit, Bild mit Startnummer, Angabe von Start und Ziel.
Vielen Dank an: meinen Trainingspartnern, Isolde, Elvira und Hugo ( er absovierte seinen Lauf am Rennsteigtag 16.05.2020 in Bad Liebenwerda). Meiner Familie, Edwin, Emanuel und Yvonne, ihr wart super
Und warum macht man das : das seht ihr auf den Bildern (Ingrid Schuler).